Radeberg. Matthias Kuri, Vorsitzender des Tierschutzvereines Radeberg ist über so viel Unvernunft noch immer aufgebracht. „Das war einer der heißesten Tage. Irgendjemand hat die Tiere einfach bei uns vor die Tür gestellt.
Ohne einen Tropfen Wasser, eingesperrt in einen kleinen Korb. Sie hätten sterben können“, berichtet er. Es handelte sich um zwei sichtlich erschöpfte Katzen, die die Mitarbeiter des Tierheims dann aus dem Korb holten. „Sie müssen am Nachmittag hier abgestellt worden sein. Um 13 Uhr endete die Frühschicht, um 18 Uhr kamen dann die Mitarbeiter zur Abendfütterung. Dazwischen muss es passiert sein.“
Wegen der Umstände ist dieser Vorfall besonders dramatisch. Allerdings kommt es recht häufig vor, dass Katzen vor dem Heim An den Dreihäusern 12 in Radeberg, ausgesetzt werden, besonders jetzt zur Urlaubszeit. „Schon, wenn Tierfreunde sich eine Katze oder einen Hund anschaffen, sollte klar sein, was er damit während der Urlaubszeit macht. Entweder bei Bekannten oder Verwandten abgeben oder noch besser: Den Urlaub so planen, dass Katze oder Hund mitgenommen werden können.“ Manche versuchen aber offenbar mit dem Aussetzen der Tiere, die Aufnahmegebühr zu umgehen. „Sie wird bei der Abgabe bei uns fällig und sie beträgt 60 Euro. Davon wird die Unterkunft hier im Tierheim bezahlt, wir begleichen damit also die Kosten für Futter und Pflege. Ich appelliere an alle Tierbesitzer, sich bei uns vorher zu melden. Dann wird eine Lösung gefunden.“Derzeit ist das Heim mit 41 Katzen belegt. Hinzu kommen etwa ein Dutzend freilaufender Tiere, die hier gefüttert werden. „Insgesamt ist das für die Jahreszeit ein guter Durchschnitt. Positiv ist, dass wenig Jungtiere darunter sind. Daran zeigt sich, dass die strenge Kastrationsverordnung in Radeberg ein Erfolg ist.“
Mit den 41 Tieren ist das Radeberger Heim jedoch quasi überbelegt. „Wir haben insgesamt zu wenig Platz. Wir sind ja jetzt seit elf Jahren in dem Haus, das ja als reines Wohnhaus gebaut wurde. Da gibt es einfach zu wenig Räume.“ Gerade in den vergangenen Wochen sei die Situation besonders schwierig gewesen. „Einige Tiere hatten sich mit Katzenschnupfen infiziert. Sie hätten wir von allen anderen isolieren müssen. Wegen der Platzprobleme konnten wir sie nur in die Quarantänestation geben, wo auch andere neu angekommene Katzen leben.“ Wegen der Räumlichkeiten hat die Einrichtung, laut Matthias Kuri, bisher auch nie eine offizielle Betriebserlaubnis bekommen. „Wir arbeiten hier mit Wissen und mit Duldung des Veterinäramtes“, sagte er. Mehr Platz benötigen die Mitarbeiter auch aus einem anderen Grund. „Wir können keine Hunde aufnehmen. Es kommt aber immer wieder vor, dass solche Tiere aufgegriffen werden. Sie müssen dann in private Tierpensionen abgegeben werden“, sagt der Vereinschef.
Umzug als Option
Er und die anderen Mitglieder des Vereins hoffen deshalb, dass schnell eine Lösung gefunden wird. „Im Gespräch sind derzeit zwei Varianten. Einmal könnte es eine Erweiterung des Standortes hier geben“, sagt der Vorsitzende. Der Platz wäre vorhanden, allerdings handelt es sich um ein Hanggrundstück, und auf dem Areal befindet sich ein Biotop. „Um dort zu bauen, ist sicher ein langer Genehmigungsprozess notwendig.“ Zweite Möglichkeit, das Heim zu vergrößern, wäre ein Umzug in ein anderes Gebäude. „Da würde sich der ehemalige Stadtwirtschaftshof anbieten. Die Mitarbeiter sind ja an einen neuen Standort gezogen. Die alten Gebäude wären ideal für uns als Tierheim. Die Zimmer sind ebenerdig begehbar. Da es sich um Baracken handelt, zweigen die Räume alle von einem großen Flur ab. Eine Sanierung wäre freilich auch dort notwendig.“ Wie es mit dem Tierheim weitergeht, muss letztendlich der Stadtrat entscheiden.
Wer sich auf dem Gelände des Tierheims einmal umsehen und mit den Vereinsmitgliedern ins Gespräch kommen möchte, kann das am 31. August tun. An diesem Tag lädt die Einrichtung zum Hoffest ein. Von 11 bis 17 Uhr sind mehrere Informationsstände aufgebaut. Für Kinder wird eine Spiel- und Bastelecke vorbereitet. Eine Hüpfburg steht ebenfalls bereit. Es gibt einen leckeren Imbiss. Allerdings ist der nur vegetarisch oder vegan. „Wir sind dem Tierschutz verpflichtet. Deshalb richten wir auch das Speisenangebot entsprechend aus.“ Das Tierheim befindet sich an der Straße An den Dreihäusern 12, direkt neben der Kläranlage in Lotzdorf.
Quelle: saechische.de/radeberg